Die kleine Märchenbühne
Dornröschen
Kurzfassung des Märchens "Dornröschen" der Brüder Grimm:
Der Fluch: Ein König und eine Königin bekommen endlich ein lang ersehntes Kind, Dornröschen. Zur Taufe laden sie zwölf weise Frauen ein, die das Kind mit guten Wünschen beschenken. Eine dreizehnte weise Frau, die nicht eingeladen wurde, rächt sich mit einem schrecklichen Fluch: Die Prinzessin soll sich an ihrem 15. (oder 16.) Geburtstag an einer Spindel stechen und sterben.
Die Abmilderung: Die zwölfte weise Frau, die ihren Wunsch noch offen hatte, kann den Fluch nicht ganz aufheben, mildert ihn aber ab: Dornröschen wird nicht sterben, sondern in einen einhundertjährigen tiefen Schlaf fallen.
Die Erfüllung des Fluches: Der König lässt daraufhin alle Spindeln im Reich verbrennen. Dennoch sticht sich Dornröschen an ihrem Geburtstag in einem verborgenen Turmzimmer an einer alten Spindel und fällt in den tiefen Schlaf.
Das schlafende Reich: Um das schlafende Dornröschen zu schützen, versetzt eine weise Frau den gesamten Hofstaat ebenfalls in Schlaf – vom Königspaar über die Diener bis zu den Tieren. Das Schloss wird von einer dicken, undurchdringlichen Dornenhecke umrankt.
Die Erlösung: Nach genau hundert Jahren kommt ein Prinz in die Nähe des Schlosses und hört die Sage von der schönen schlafenden Prinzessin. Er kämpft sich mutig durch die Dornenhecke, die sich ihm wie durch ein Wunder öffnet. Er findet das schlafende Dornröschen in der Turmstube.
Das Happy End: Der Prinz ist von ihrer Schönheit überwältigt, küsst sie, und in diesem Moment erwacht Dornröschen. Gleichzeitig erwacht mit ihr der gesamte Hofstaat. Der Prinz und Dornröschen heiraten und leben glücklich bis an ihr Ende.
Die Moral und die zentralen Botschaften des Märchens "Dornröschen" sind vielschichtig und lassen sich wie folgt interpretieren:
Das Schicksal ist unausweichlich (und das Leben braucht Zeit):
Das Märchen zeigt, dass man das Schicksal oder bestimmte Entwicklungsschritte im Leben nicht gänzlich verhindern kann, selbst mit den größten Vorsichtsmaßnahmen (wie dem Verbrennen der Spindeln). Der Fluch wird erfüllt, aber nur abgemildert.
Die hundert Jahre Schlaf symbolisieren eine notwendige Phase der Reifung und inneren Entwicklung (den Übergang von der Kindheit zur erwachsenen Frau), die nicht erzwungen oder abgekürzt werden kann. Der Prinz kann erst eintreffen, wenn die Zeit dafür reif ist.
Die Macht der wahren Liebe:
Nur der Kuss der wahren Liebe kann den tiefen Fluch brechen und Dornröschen erwecken. Die Liebe ist die mächtigste Kraft, die selbst hundert Jahre Schlaf und die bösartigsten Zauber überwindet.
Für den Prinzen symbolisiert das Märchen, dass Mut und Ausdauer (denn viele andere Prinzen sind in der Dornenhecke umgekommen) belohnt werden, wenn man der Legende und der Hoffnung folgt.
Die Notwendigkeit des Ausgleichs:
Die Ausladung der dreizehnten weisen Frau (oft als Symbol für das Nicht-Beachten oder die Verdrängung eines negativen Aspekts im Leben) führt zur Katastrophe. Die Moral kann lauten, dass alle Aspekte des Lebens, auch die weniger angenehmen, integriert werden müssen, um Harmonie zu finden. Man sollte keinen "goldenen Teller" vergessen.